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Big Data übernimmt

Problem oder Lösung?

Smarte Bewässerungssysteme versorgen den Garten zuverlässig, intelligente Heizungssteuerungen schonen die Umwelt und der Kühlschrank von morgen bestellt fehlende Lebensmittel autonom. Ist Smart Home auch bei Ihnen eingezogen und plaudern Sie schon mit Alexa und Co?

Das Internet der Dinge (IoT) erzeugt eine unaufhörliche Datenflut. Weltweit sind heute schon fast neun Mrd. IoT-Geräte verbunden und bis 2023 werden es bereits 19.8 Mrd. sein. Ein weiterer gigantischer Big-Data-Lieferant wächst heran. In Summe ist die Datenzahl in der jüngsten Vergangenheit exorbitant in die Höhe geschnellt — 90 Prozent sind nicht älter als zwei Jahre und alle zwölf Monate wird ein zusätzliches Wachstum von 40 Prozent prognostiziert.

DAS ÖL DES 21. JAHRHUNDERTS

Zwei Drittel der Welt ist jederzeit connected und das Smartphone treuer Alltagsbegleiter, der Geopositionsdaten sammelt, Gesichtserkennung nutzt und mit Apps wie TikTok menschliche Bewegungsmuster liefert. All das erzeugt Megadaten, die mit rasanter Geschwindigkeit erfasst und gespeichert werden. Big Data wird für Auswertungen verfügbar gemacht — es beginnt die Veredlung der Rohdaten. Sie sind überwältigend in ihrer Menge und Vielfalt, sodass sie menschliche Analysefähigkeiten übersteigen. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz kann Big Data indessen in Echtzeit verarbeitet, sortiert und langfristig nutzbar gemacht werden. Zeitgleich betankt das «neue Öl» die Künstliche Intelligenz und fungiert als dessen Lebenselixier. Bereits heute nutzen wir diese knapp 220- mal am Tag, nach Erhebungen der Data Age wird die Häufigkeit bis 2025 auf 4’800 Verwendungen ansteigen.

Das mag auf den ersten Blick beunruhigend wirken — wer bezeichnet sich selbst gerne als «gläsernen Bürger» ? Nichtsdestotrotz bieten uns Künstliche Intelligenz und Big Data Potenzial, den Wirtschaftssektoren gesteigerte Effizienz zu verleihen.

DATEN AM FLIESSBAND — INDUSTRIE 4.0

Big Data kreiert Chancen über alle Sektoren hinweg. Vom Transport über Gesundheitswesen bis hin zu Handel sowie Strom- und Wärmeerzeugung. Digitale Autowerkstätten reparieren aus der Ferne, autonomes Fahren steht vor der Tür, die Qualität medizinischer Behandlungen wird überwacht. Werden in Zukunft womöglich Fitnesstracker zu effizienteren Therapien beitragen? Big Data füttert nebenbei die Marketingstrategien mit Kundenverhaltensmustern und ermöglicht intelligente Stromnetze. Durch die grüne Brille betrachtet, lächelt auch das Nachhaltigkeitsherz — so tragen geringe Fehlproduktionen zur Ressourcenschonung bei und die frühzeitige punktgenaue Defekterkennung kann Komplettausfälle verhindern.

Bereiche wie Machine und Deep Learning, virtuelle Realität, datengetriebene prädiktive Analyse sowie Konnektivität wachsen allesamt zweistellig.

SMART IN DIE ZUKUNFT

Siemens fertigt jedes Jahr rund 17 Mio. speicherprogrammierbare Steuerungen (SIMATIC) zur Automatisierung der industriellen Produktion. Der Clou — die Herstellung im Siemens-Werk in Amberg wird von ebendiesen SIMATIC-Komponenten gesteuert. Die automatisierte Produktion wird zu 75 Prozent durch Roboter gelenkt und führt zu einem Qualitätsstandard von 99.9 Prozent. Die KI-gestützte, vorausschauende Wartung kann die Anlagebediener* innen zwischen zwölf und 36 Stunden vor einem möglichen Systemausfall informieren. Das IoT automatisiert so ganze Industrieprozesse entlang der Wertschöpfungskette und ermöglicht eine direkte Kommunikation zwischen Maschinen, Anlagen, Waren und Menschen.

LANDWIRTSCHAFT DER ZUKUNFT

Auch Smart Farming kann ein innovativer Schlüssel zur Pforte der Klimaneutralität sein. So können Sensoren und intelligente Kameras Unkraut erkennen und Pflanzenschutzmittel sehr viel gezielter einsetzen. Der Herbizideinsatz kann durch KI-Präzisionsverfahren um bis zu 95 Prozent reduziert werden. Roboter entnehmen bereits systematisch Bodenproben und überprüfen diese auf jegliche Kennwerte, die per App einsehbar sind. IoT-Farming ermöglicht mit intelligenten Stromnetzen eine präzise Kalibrierung von Gewächshäusern und Indoor-Landwirtschaft, um umweltschonendes Gemüse und Obst zu erzeugen.

Reduzierung der CO2-Emissionen mittels optimierter Lieferketten und Logistikprozesse, Energieeinsparungen im Smart-Home-Bereich oder die Entwicklungskonzepte der Green Cities — für unzählige Stellschrauben zur Erreichung der Klimaziele können Big Data und Künstliche Intelligenz echte Gamechangers werden. Nach einer Untersuchung des Weltwirtschaftsforums von mehr als 600 IoT-Anwendungen tragen 84 Prozent der digitalen Lösungen zum Erreichen der SDGs bei.

Big Data ist die Pflugschar der Digitalisierung

Erst die schiere Datenverfügbarkeit ermöglicht viele der neuen digitalen Geschäftsmodelle sowie deren schnellere, günstigere, smartere und kundenindividuelle Lösungen. Big Data eröffnet spannende Anlagemöglichkeiten rund um die Themen «Datenspeicherung », «Datenaufbereitung» und «Künstliche Intelligenz». Anleger*innen sollten bei der Selektion jedoch das Augenmerk auf den Umgang mit Privatdaten sowie die ethische Ausgestaltung künstlicher Algorithmen richten.