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Der Wald – facettenreich und wertvoll

WESHALB WIR UNSERE GRÜNE LUNGE BESSER SCHÜTZEN SOLLTEN. Lebensraum, Erholungsort, Kraftspender, Klimaschützer. Der Wald ist so vieles und noch einiges mehr. Wir wissen um seine Kostbarkeit, kontinuierlich zerstört wird er dennoch. Gründe schwarzzumalen gibt es; genügend ‚Mutmacherʻ aber auch.

Bereits im Kindesalter entsteht der Mythos Wald – haben wir doch alle einst den bekannten Märchen gelauscht. Dieser Anziehungskraft sollten wir auch heute noch regelmäßig nachgeben. Denn Waldspaziergänge reduzieren Stresssymptome, stärken das Immunsystem und unterstützen die mentale Gesundheit.

Doch welchen messbaren ökonomischen Wert hat das von Baumflächen geprägte Ökosystem, welches unglaubliche 30 Prozent der weltweiten Landflächen in Anspruch nimmt? Was lange Zeit als kaum schätzbar galt, wurde nun erstmals von Ökonom*innen der Boston Consulting Group errechnet – USD 150 Billionen. Zum Vergleich: Das BIP der USA erreichte im Jahr 2021 rund USD 22.99 Billionen. Doch nicht nur deshalb müssen wir der grünen Lunge Sorge tragen.

Grünes Gabun – Waldschutz als Geschäftsmodell?

Mehr als die Hälfte der globalen Waldfläche liegt auf den Gebieten von lediglich fünf Staaten: Russland, Brasilien, Kanada, USA und China. Hingegen sind es die kleineren Länder, welche die höchste Walddichte aufweisen. Spitzenreiter ist das südamerikanische Suriname mit einer Waldfläche von 97.6 Prozent. Aber auch Guyana, Mikronesien, die Salomonen oder Gabun schimmern aus der Vogelperspektive auffällig grün. Vor allem aber das afrikanische Gabun macht diesbezüglich von sich reden – für viele das Vorzeigeland in Sachen Waldschutz.

Neben der Reinigung von Wasser sowie der Sicherung der natürlichen Artenvielfalt speichern Wälder Unmengen von Kohlendioxid. Genau deshalb schafft es Gabun als eines der wenigen Länder, mehr CO2 zu absorbieren als auszustoßen. Damit das so bleibt, errichtet das zentralafrikanische Land unzählige Nationalparks und begrenzt die Abholzung auf ein Minimum. Pro Jahr und Hektar dürfen maximal nur zwei Bäume gefällt werden. Auch wenn Kritiker*innen geschönte Abholzungsstatistiken vermuten, zeigen Satellitenbilder, dass in Gabun mit 0.1 Prozent pro Jahr deutlich weniger Wald verloren geht.

Kurzfristig wäre die Holzwirtschaft für Gabun lukrativer, deshalb möchte das Land für seine ‚grüne Strategieʻ unterstützt werden. Ob es künftig Unternehmen mit einem großen Fußabdruck gar ‚CO2-Krediteʻ anbieten darf, ist noch unklar. Gewiss ist aber, dass Entwicklungsländern jüngst USD 12 Milliarden für den Schutz der Wälder zugesichert wurden. Denn bei der Weltklimakonferenz 2021 erklärten mehr als 100 Länder, den Verlust von Waldflächen bis 2030 zu stoppen.

Waldspaziergänge reduzieren Stresssymptome, stärken das Immunsystem und unterstützen die mentale Gesundheit.

Ein ‚neuer Hüterʻ für den Wald?

Im Schnitt verschwinden 13 Millionen Hektar Wald pro Jahr durch Abholzung. Gesunder Wald muss meist der Landwirtschaft weichen – Rodungen für Ackerfläche, Weideland und Plantagen. Auch für Bodenschätze wie Eisen, Aluminium, Gold und Co. werden Wälder vernichtet. Zudem stellt auch der illegale Holzschlag eine große Gefahr für den Erhalt des Waldes dar.

Die ETH Zürich hat im Rahmen des Living Planet Symposium in Bonn eine neue Messmethode vorgestellt, die künftig als Kontrollwerkzeug hierfür dienen könnte. Aus der Kombination von Satellitenbildern sowie digitalen Karten kann nun auch die Höhe der Baumwipfel gemessen werden. Fünf Prozent der Erdoberfläche ist mit Bäumen bedeckt, die höher als 30 Meter sind. Diese sind ausgesprochen wichtig für die Artenvielfalt, spielen eine Schlüsselrolle bei der Ernährung junger Setzlinge und speichern besonders viel Biomasse – entsprechend sind die sogenannten ‚Baumriesenʻ besonders schützenswert. Die Technologie allein ist zwar noch keine schützende Hand, aber mit Sicherheit ein Argusauge.

Indigene schützen ihren Regenwald mit dem Handy

Auch indigene Völker könnten eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Abholzung einnehmen. Verfügen indigene Gemeinschaften in Lateinamerika über verbriefte Landrechte, werden in diesen Gebieten deutlich geringere Flächen abgeholzt. Des Weiteren ist die Fläche intakter Wälder im Amazonasbecken in den indigenen Regionen zwischen 2000 und 2016 nur um 4.9 Prozent gesunken. Zum Vergleich: In anderen Gebieten gingen 11.2 Prozent der Waldfläche zurück. Das geht aus einer Studie der Welternährungsorganisation (FAO) sowie des Entwicklungsfonds der indigenen Völker in Lateinamerika und der Karibik (Filac) hervor. Die Autor*innen dieser Studie verlangen deshalb, die Landrechte der Indigenen weiter zu stärken. Die FAO sieht darin eine kosteneffektive Strategie im Kampf gegen Abholzung.

Inzwischen vermessen Indigene die eigenen Territorien mit dem Handy. Die GPS-Technik wird ihnen von Techniker*innen der FAO nähergebracht. So erhalten sie die Sicherheit, dass kein Land ‚gestohlenʻ wird. Mittels Aufnahmen von Bäumen, Felsen und Bächen sowie Markierungen auf digitalen Karten lassen sie Kataster entstehen, welche die Durchsetzung von Gebietsansprüchen erleichtert.

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