News & Trends

Ein Jahrhundert (er)leben

Neues Denken hilft der alternden Gesellschaft

Fast 70’000 Menschen sind in Japan 100 Jahre oder älter. In zehn Jahren erwartet man sogar 170’000 Hundertjährige. Nimmt der Traum vom ewigen Leben Gestalt an oder die Überalterungsprobleme zu? Fakt ist, dass der demografische Wandel Gesellschaft, Politik und Wirtschaft vor enorme Herausforderungen stellt. Nicht nur in Japan.

Mit 80 Jahren erklimmt Yuichiro Miura den Mount Everest. Hiromu Inada macht mit 83 Lenzen den Ironman auf Hawaii. Das Guinnessbuch der Rekorde ist voll mit Erfolgsgeschichten über die «wilden Alten». Die höchste Lebenserwartung der Welt zu verzeichnen, kann stolz machen. Einen signifikanten Geburtenrückgang zu erleben, kann Angst machen. Es bedeutet steigende Gesundheitskosten, höhere Sozialbeiträge, mangelnde Pflegekräfte etc.

Aber Japaner sind keine Untergangspropheten. 2017 kommt «The 100-Year Life» von Lynda Gratton und Andrew Scott in die japanischen Bücherregale. Die beiden Professoren der Londoner Business School zeichnen eindrucksvoll Szenarien, wie sich ein langes Leben zukünftig auf Arbeit, Finanzen, Gesundheit und Soziales auswirken kann.

So eindrucksvoll, dass sich die japanische Regierung für ihre Politik inspirieren lässt. Eine vielfältige Gruppe von Ministern, Wissenschaftlern, Wirtschafts- und Gewerkschaftsvertretern wird gegründet. Premierminister Abe leitet alle Sitzungen, was zeigt, wie wichtig ihm dieses Thema ist. Wie praxisnah gearbeitet wird, zeigt u. a. die Mitarbeit einer 83-Jährigen, die App-Spiele für Ältere entwickelt. Kritiker sprechen von einer grossen Regierungsshow – aber die breite Aufmerksamkeit ist da und wirkt.

75 IST DAS NEUE 65

So setzte die japanische «Gerontological Society» die Definition für ältere Menschen von 65 auf 75 Jahre hoch. Ältere achten mehr auf ihre Gesundheit, Fitnessstudios boomen, Immobilenmessen zeigen, wie man zusätzlichen Wohnraum für ältere Familienmitglieder gewinnen kann. Unternehmen profitieren von der Konsumlaune der Älteren, von Pauschalreisen über Technik bis hin zu Pflegeprodukten. Finanzdienstleister bieten neue Dienstleistungen für Hochbetagte an, Firmen entwickeln Arbeitsmodelle, bei denen ältere Erwerbstätige zu verträglichen Bedingungen wieder «einsteigen» können.
Denn JapanerInnen wollen aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen gern so lange wie möglich arbeiten.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ FÜR MENSCHLICHKEIT

Bis 2025 werden in Japan rund eine Million menschliche Pflegekräfte fehlen. Warum nicht über Künstliche Intelligenz reden und dystopische Fantasien mal beiseitelegen? JapanerInnen hegen kaum Ressentiments gegenüber Künstlicher Intelligenz. Kein Wunder, der Weltmarktführer der Roboterherstellung kommt aus Japan und bedient 52 Prozent der globalen Nachfrage. Im Schnitt gehen jährlich rund 100’000 dieser Spezies auf Überseereise.

Die oft mit menschlichen und lieben «Gesichtszügen» ausgestatteten Maschinen bringen Abwechslung und Anregung in den Seniorenalltag. So werden zum Beispiel die BewohnerInnen eines Seniorenheims in Tokio von Robotermodell «Pepper» zur Gymnastik motiviert. Der Roboterhund AIBO reagiert auf Mimik, Gestik und Sprache und ist ein aufmerksamer und freudebringender Freund von Kranken und Senioren. PARO, eine speziell für Demenzkranke entwickelte plüschige Robbe, entlockt Betroffenen positive Emotionen. Aber auch das Pflegepersonal ist dankbar für die Hightech- Unterstützung: Digital gesteuerte Bewegungshilfen trainieren den Bewegungsapparat – die Bewohner erhalten ihre Eigenständigkeit und entlasten auch die AltenpflegerInnen. Beim Tragen von Patienten hilft ein tragbarer Bewegungsassistent und beugt damit Rücken- und Muskelproblemen des Personals vor.

DEN FLUCH ZUM SEGEN MACHEN

Die Zukunft vorauszusagen ist vage, der demografische Wandel ist aber sicher. Auch ausserhalb von Japan. Warum nicht den linearen Dreiklang aus Lernen, Arbeiten und in Rente gehen durch flexiblere Lebensphasen ergänzen?

Mit Wissen, Gesundheit, Selbstbestimmung und technologischer Unterstützung die gewonnene Lebenszeit sinnvoll nutzen: keine schlechte Option.

GLOBALANCE FOOTPRINT

Was heisst «zukunftsfähig» für eine alternde Gesellschaft?

Eine alternde Gesellschaft steht vor ganz besonderen Herausforderungen: Wie wird es ihr zum Beispiel gelingen, gesunde Ernährung, eine erschwingliche Gesundheitsversorgung oder Weiterbildung ohne Altersbarrieren einfach zugänglich und nachhaltig zu sichern?

Mit dem Globalance Footprint suchen wir nach Unternehmen, die mit besonderen Innovationen erfolgreich sind: Nahrungsmittelfirmen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnittene Produkte entwickeln. Pharmaunternehmen und Versicherungen, die dazu beitragen, dass Gesundheitskosten im Alter bezahlbar bleiben. IT- und Telekomfirmen, die älteren Menschen helfen, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten und lebenslang zu lernen.

ZUKUNFTBEWEGER

Demografie und Alter

Ventas Inc 
ist ein amerikanisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und den Betrieb von Alterswohnungen, Alterspflege und -gesundheitszentren spezialisiert hat. Das Portfolio besteht aus knapp 1’200 Immobilieneinrichtungen in den USA, Kanada und UK. Ventas profitiert von der zunehmenden Nachfrage nach spezialisierten Alterswohnungen.

Teladoc Inc. 
ist ein US-Gesundheitsunternehmen, das medizinische Fernbetreuung über mobile Geräte, Internet, Video und Telefon bereitstellt. Mit 1’200 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 400 Mio USD betreut das Unternehmen eine laufend wachsende Anzahl Nutzer.

Stryker Inc. 
Die Stryker Corporation mit Sitz in den USA ist ein führendes Unternehmen im Bereich orthopädische und chirurgische Implantate. Stryker profitiert von der weltweit zunehmenden Nachfrage nach künstlichen Gelenken und Endoprothesen, die unsere Bewegungsapparate auch im Alter in Schwung halten.