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Klimawandel – Chancen für Innovationen

Neue Businessmodelle gegen den Klimawandel – Chancen für Innovationen

Es ist nicht einfach, sich in Zeiten des Coronavirus auch noch mit dem Klimawandel zu beschäftigen. Und noch schwieriger ist es, sich mit Analysen zu diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Prognosen sind düster. Aber: Sie setzen überraschende Dynamiken frei und helfen Menschen, Technologien und vielen Branchen, innovative Lösungen zu entwickeln. Vor kurzem hat das «McKinsey Global Institute» den Klimawandel in 105 Staaten für die kommenden 30 Jahre untersucht. Die «Climate Risk and Response»-Studie der führenden Unternehmensberatung liefert Zahlen, die Politik, Gesellschaft und Wirtschaft Handlungsbedarf aufzeigen.

So werden − immer vorausgesetzt, wir reduzieren unsere Emissionen nicht – beispielsweise in den nächsten zehn Jahren 250 bis 360 Millionen Menschen in extrem heissen Regionen leben müssen. Die verheerenden Auswirkungen treffen nicht nur Mensch, Tier und Natur, sondern auch ganze Volkswirtschaften mit Verlusten in Billionenhöhe. Auch wenn sie aufgrund der aktuellen Lage vielleicht nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen − aber es gibt sie, die innovativen Hoffnungsträger für die Zukunft …

„Wir glauben, dass der Klimawandel nicht nur die grösste Herausforderung unserer Zeit ist, sondern – und gerade darum – auch eine riesige Business Opportunity darstellt.“

Übermorgen Ventures

Zum Unwort des Jahres wurde in Deutschland 2019 «Klimahysterie» gewählt: ein Ausdruck, der die Klimaschutzbemühungen diffamiere und wichtige Klimadebatten diskreditiere. Richtig, denn die Mehrzahl der WissenschaftlerInnen ist sich einig: Unser Planet wird immer wärmer, und die Folgen davon sind keine Zukunftsvisionen mehr. Hitzesommer und schneearme Winter sind schon jetzt vor der eigenen Haustür erlebbar. Aber Aufgeben ist keine Option.

POLITIK DER KLEINEN SCHRITTE
Die Politik hat die Signale von Fridays for Future & Co. gehört. So versprach die deutsche Bundesregierung mit ihrem verabschiedeten Klimapaket den ganz grossen Wurf. Zu kleinteilig, zu mutlos, urteilten KritikerInnen aus Umweltverbänden und Wissenschaft. Auch die Schweiz bemüht sich, aber die unabhängige Monitoring-Gruppe Climate Action Tracker relativiert: «Wenn alle Regierungen wie die Schweiz handeln würden, könnte die globale Erwärmung 3°C erreichen.» Kaum verkündete die EU ihren ambitionierten «Green Deal», der Europa bis 2050 klimaneutral machen soll, regte sich Widerstand, vor allem aus den osteuropäischen Mitgliedsstaaten. Status: Es ist schwierig.

UNTERNEHMEN KLIMAWANDEL – DIE GROSSE CHANCE
Die McKinsey-Studie mahnt Unternehmen zum Umdenken. Sämtliche wirtschaftlichen oder politischen Aktivitäten sollten unter dem Aspekt des Klimawandels geprüft werden. Als beispielhafte Projekte werden Technologien für Dämme, gekühlte Schutzräume oder dürreresistente Getreidesorten genannt. Es gibt noch andere Studien, die einerseits die Risiken und anderseits die Möglichkeiten aufzeigen. Die auf Klimarisiken spezialisierte Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) veröffentlicht in regelmässigen Abständen die Einschätzungen von grossen Unternehmen über die finanziellen Auswirkungen des Klimawandels. CDP berichtet, dass nur ein Bruchteil realistische Daten offenlegt. Sehr ruhig verhalten sich Unternehmen, die in die Vergangenheit investiert sind, wie z.B. die Energieriesen Exxon Mobil und Chevron.

ERHÖHTE TEMPERATUR IN DER BILANZ
Alphabet, Inc., die Muttergesellschaft von Google, hat z.B. auf dem Radar, dass steigende Temperaturen die Kosten für die Kühlung ihrer Rechenzentren erhöhen werden. Der japanische Mischkonzern Hitachi Ltd. rechnet mit Extremwettern in Südostasien und wird schon jetzt Mittel und Wege finden, Lieferwege sicherer zu machen. Und es gibt Firmen, die den Klimawandel als Chance sehen: 215 Unternehmen, die weltweit zu den 500 grössten zählen, beziffern zwar die Umweltrisiken für ihr Unternehmen auf eine Billion USD. Aber dem stehen 2.1 Billionen USD für neue Geschäftschancen durch klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen gegenüber.

NEWCOMER BEFLÜGELN ETABLIERTE
Wenn der Klimawandel sich nicht wie ein Unwetter über unsere Wirtschaft entladen soll, braucht es alle Kräfte. Etablierte Unternehmen können von Newcomern profitieren, genauso wie das umgedreht der Fall ist.

Die Etablierten

Microsoft – Klimaneutral bis 2030.

Was machen die genau?
Das Unternehmen hat sich verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu produzieren. Ausserdem legt Microsoft einen neuen Klima-Innovationsfonds mit 1 Milliarde USD auf, um Technologien und Methoden zur Reduzierung, Speicherung und Beseitigung von CO2 zu fördern.

Warum ist das wichtig?
CO2-Reduktion wird damit zu einem zentralen Leistungsindikator für alle internen und externen Unternehmensentscheidungen. Erfahrungsgemäss führt dies schneller zu Umdenken als alle hehren mündlichen Aussagen. Öffentliche Rechenschaft hält den Druck für Verbesserungen hoch.

Ikea – Der grösste Möbelhändler der Welt.

Was machen die genau?
IKEA möchte bis 2030 «klimapositiv» sein. Das heisst, das Unternehmen will mehr CO2 eliminieren, als seine gesamte Wertschöpfungskette produziert. Dafür will es die Art und Weise, wie es seine Produkte entwirft, komplett umstellen. IKEA-Möbel dürfen in Zukunft keine Wegwerfprodukte mehr sein.

Warum ist das wichtig?
Mit rund 9ʼ000 verschiedenen Produkten ist IKEA der grösste Möbelhändler der Welt. Das Unternehmen verbaut dafür jedes Jahr rund 18 Millionen Kubikmeter Holz − genug, um 7ʼ200 olympische Schwimmbäder zu füllen. Das Ziel lässt sich nur zusammen mit den Zulieferern erreichen. Diese auf die ambitionierte Reise mitzunehmen, ist die grösste Herausforderung und birgt das grösste Potenzial.

Patagonia – Der Vorreiter der nachhaltigen Bekleidungshersteller.

Was machen die genau?
Für die Produktion von Rohstoffen fördert Patagonia regenerative Weidetechnik. Diese erhält die Bodenqualität, erhöht die Wasserhaltefähigkeit des Bodens und bindet jedes Jahr mehr CO2 pro Hektar. Das Unternehmen geht sogar so weit, KonsumentInnen vom Kauf unnötiger Bekleidung abzuraten oder sie zur Reparatur von getragenen Kleidern zu motivieren.

Warum ist das wichtig?
Als unbequemer Pionier hat Patagonia eine immense Wirkung auf den Textil-, Mode- und Outdoorsektor. Ein Vorzeigeunternehmen, das mit seinen Ambitionen die gesamte Branche zu Innovationen anspornt.
 

Die Newcomers

Windcloud: Viel Wind für mehr.

Was machen die genau?
Der Cloudanbieter betreibt seineRechenzentren CO2-neutral und schafft kosteneffiziente Infrastrukturen. Dank modernster Hybridspeicher auch bei Windstille.

Warum ist das wichtig?
Da sich die Datenmenge im Internet alle zwei Jahre verdoppelt, ist Stromverbrauch ein enormer Kostenpunkt. Mit energieeffizienten Technologien und Strom aus erneuerbaren Energien betreibt Windcloud die Rechenzentren für seine KundInnen nachhaltig und kostengünstig.

Betteries: Die bessere Batterie.

Was machen die genau?
Ausgediente Batterien von E-Autos besitzen noch 70 Prozent ihrer ursprünglichen Fähigkeiten. Diese werden zu mobilen Energiespeichern für kleine Geschäft e in Entwicklungsländern umgerüstet.

Warum ist das wichtig?
Das Unternehmen nutzt die ausgedienten Batterien der Automobilindustrie und verwendet sie für kleine Geschäfte und Bauern in Entwicklungsländern. Damit unterstützt Betteries die Kreislaufwirtschaft, senkt die CO2- Emissionen und unterstützt mit der Produktion den Fortschritt und die positive Wirkung in den Entwicklungsländern.

Übermorgen Ventures: Ein Start-up für Start-ups.

Was machen die genau?
Start-ups, die nachweislich CO2 reduzieren oder Klimaneutralität fördern, werden mit dem Risikokapitalfonds «Übermorgen Ventures» unterstützt. Mit 20 Millionen CHF sind schon namhaft e Investoren an Bord.

Warum ist das wichtig?
Neue Ideen und Start-ups benötigen Kapital zur Umsetzung. Übermorgen Ventures will in der Startphase von Start-ups aktiv werden und diese unterstützen. Dadurch werden sie gewinnbringend zur Stabilisierung des globalen Klimas beitragen.