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Drei Fragen an die Zukunft

Wer bestimmt den Fortschritt? Was bleibt von unserer Kreativität? Und hilft künstliche Intelligenz, die großen Probleme der Menschheit zu lösen? Zukunftsstratege Pero Mićić wagt den Blick nach vorn.
Prof. Dr. Pero Mićić ist Zukunftsstratege, Autor und Unternehmer.
Seit 34 Jahren beschäftigt er sich mit der Frage, wie Menschen und Organisationen die Zukunft aktiv gestalten können, statt nur auf sie zu reagieren.
Kann KI uns dabei helfen, die großen Herausforderungen der Menschheit zu lösen – oder verschärft sie diese sogar?
Beides wird passieren. KI wird mit Sicherheit neue Herausforderungen schaffen. Schon heute können wir keinem Video mehr trauen. Die Fakes sind praktisch nicht mehr von echten Inhalten zu unterscheiden. Kriminelle können mit minimalem Aufwand viel mehr Schaden anrichten. Aggressive Regime können ihre Bürgerinnen und Bürger noch besser unterdrücken. Und sie können noch mehr Zwietracht in anderen Ländern säen, wie wir es aus Russland heraus seit Jahrzehnten erleben. Ja, die Böswilligen werden KI für Verbrechen, Desinformation und Terrorismus nutzen. Aber es gibt immer weitaus mehr Gutwillige. Gleichzeitig ist KI unsere größte Chance, die Wahrheit zu retten. So hat beispielsweise die Plattform X, das frühere Twitter, es möglich gemacht, zu jedem Post und jedem Kommentar die KI Grok zu fragen, inwieweit die Aussage wahr und richtig ist. Wer lügt und Desinformationen verbreitet, wird leichter entlarvt.
Neue Möglichkeiten – neues System
Die Leistung von KI und Robotik wird unsere Vorstellungskraft übersteigen. KI, die sich selbst verbessert und weiterentwickelt, wird zu einer Intelligenzexplosion führen. KI wird es möglich machen, bisher unverstandene und unlösbare Probleme zu lösen. Wir werden gesünder und länger leben, mehr materielle Lebensqualität genießen und insgesamt ein erfüllteres Leben führen können. Die große Herausforderung wird darin bestehen, die Zeit des Übergangs gut zu gestalten. Wir werden unser Wirtschaftssystem ändern müssen. Heute müssen über 90 Prozent der Menschen ihr Einkommen als abhängig Beschäftigte verdienen. Das wird jedoch nicht mehr funktionieren, weil in den kommenden Jahren 60 bis 80 Prozent der heutigen menschlichen Aufgaben automatisiert werden. Wir brauchen ein Wirtschaftssystem, in dem Menschen in erster Linie von ihrem Eigentum an produktivem Vermögen leben können. Das sind im Wesentlichen Anteile an KI-fitten Unternehmen. Bis das erreicht ist, wird man den Nicht-Vermögenden Transferleistungen zahlen müssen. Am besten in Form einer negativen Einkommensteuer.
Was sind Deepfakes?
Deepfakes sind mit KI erzeugte oder manipulierte Bilder, Videos oder Stimmen, die täuschend echt wirken – aber falsch sind. Allein 2023 wurden weltweit über eine halbe Million Deepfake-Videos und -Audios entdeckt – rund zehnmal mehr als im Jahr zuvor. Sie zeigen, wie schwierig es wird, Wahrheit von Fälschung zu unterscheiden.

Was wird aus unserer Kreativität und Entscheidungsfreiheit in einer Welt voller KI?
Wir haben es in der Hand. KI macht uns produktiver, kreativer und entscheidungssicherer. Die Formulierung ist wichtig. KI macht uns. Wer KI zu nutzen versteht, kann viel mehr Nutzen bieten und seine Ziele besser und schneller erreichen. Schon heute verdanken wir dem Einsatz von KI eine Vielzahl neuer Medikamente, Materialien und Technologien. KI wird unsere Fähigkeit zur Problemlösung in ungekannte Höhen bringen.
Ob Menschen durch KI weniger intelligent und kreativ werden, hängt von ihrer Haltung gegenüber ihrer Arbeit ab. Wer keine Ziele hat und am liebsten nur seine Ruhe haben will, der wird seine Kreativität und Entscheidungsfähigkeit möglichst viel an KI delegieren, um sich weniger anstrengen zu müssen. Für unser Gehirn gilt das gleiche wie für unsere Muskeln. Wenn wir sie nicht nutzen, werden sie schwächer. Ambitionslose Menschen werden durch den intensiven Einsatz von KI tatsächlich weniger intelligent und kreativ.
Was wir aus KI machen
Wer seine Mission aber mit Leidenschaft verfolgt, seine Arbeit gerne macht und immer wieder bessere Lösungen entwickeln will, wird mit KI im Ergebnis intelligenter und kreativer. Da KI sehr viele Ergebnisse erzeugt, ist es eine große intellektuelle Anstrengung, all das zu verarbeiten. Es ist Spitzendenksport. KI ist wie ein Fahrrad oder ein Auto für unser Gehirn. Intelligenz, Kreativität und Wissen werden massiv gefördert. Wir kommen auf ein höheres Niveau.
33%
Produktivitätszuwachs bringt generative KI in der Stunde.
7%
aller Autorinnen und Autoren haben zugestimmt, dass KI mit ihren Werken trainiert wird.
78%
der Unternehmen weltweit nutzen KI bereits
in mindestens einer Geschäftsfunktion.
Wer kontrolliert die Zukunft – Menschen, Maschinen oder Märkte?
Menschen bestimmen mit Angebot und Nachfrage auch die Märkte. Die Frage ist: Mensch oder Maschine. Die Antwort lautet: Menschen werden auch in Zukunft Maschinen nutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Maschinen sind entweder virtuelle KI-Systeme oder verkörperte KI in Form von Robotern. Die Angst, dass KI sich selbstständig macht und die Menschheit vernichtet, ist nachvollziehbar.
Es wird herausfordernd, etwas zu kontrollieren, das intelligenter ist als die Menschen, die es kontrollieren, und sich zudem selbst verbessern kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies in absehbarer Zeit zu großem Schaden führt, ist aber viel kleiner als die, dass KI unsere Lebensqualität deutlich erhöht.
Langfristig gesehen werden wir alle im Überfluss leben. KI und Roboter werden die Arbeitskosten drastisch reduzieren – und damit auch die Kosten und Preise für Produkte und Dienstleistungen. Solange es genügend Wettbewerb gibt, wird es auch nicht dazu kommen, dass ein Oligopol von Tech-Unternehmen die Menschheit unterwirft und kontrolliert.

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