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Die neue Ökonomie der Intelligenz

Künstliche Intelligenz verschiebt die Grundpfeiler unserer Wirtschaft. Während neue Wertschöpfung entsteht, geraten alte Modelle ins Wanken. Die Frage ist längst nicht mehr, ob KI die Wirtschaft prägt, sondern wie tief.
Zwei Menschen und ein Laptop – mehr braucht es heute oft nicht. Mit Werkzeugen wie Replit oder Lovable lässt sich in Minuten eine Software bauen, für die noch vor zwei Jahren ein ganzes Entwicklerteam im Einsatz war. Was früher Kapital und Zeit brauchte, ist nun per Klick verfügbar – und verschiebt, wo Wert entsteht.
Der Preis der Effizienz
Wissen zu erzeugen, kostet fast nichts mehr. Ganze Branchen geraten in Bewegung, weil die Produktivität sprunghaft steigt und sich die Märkte neu ordnen. Je leichter Wissen fließt, desto teurer wird das Netz, das es trägt – die Rechenzentren, Chips und Clouds, die den Fortschritt speisen. KI verschiebt nicht nur, wo Wert entsteht, sondern auch, wo er verbraucht wird.
Was als Hilfe für einzelne Aufgaben begann, entwickelt sich zum Betriebssystem ganzer Unternehmen. Versicherungen automatisieren Schadenbewertungen, Banken prüfen Kreditrisiken per Algorithmus, und Anwaltskanzleien experimentieren mit digitalen Assistenten. Rund um diese Anwendungen entstehen neue Ökosysteme: KI-Plattformen stellen die Basismodelle bereit, auf denen Start-ups spezialisierte Anwendungen entwickeln – sei es für Medizin, Bildung, Energie oder Mobilität.
60 Prozent der Jobs verändern sich – aber 100 Prozent der Menschen müssen neu denken.
Neue Arbeit – neue Verantwortung
KI beschleunigt nicht nur Bestehendes – sie eröffnet neue Möglichkeiten. In der Medizin hilft sie, Therapien zu personalisieren; in Schulen lernen Kinder mit KI-Tutoren, die sich ihrem Lerntempo anpassen; in Fabriken steuern sich Maschinen zunehmend selbst und reagieren auf Nachfrage oder Materialfluss. Unternehmen werden zu Netzwerken aus Mensch, Maschine und Daten. Arbeit wird weniger Routine – und mehr Gestaltung.
Was bleibt menschlich?
KI verändert nicht nur, wie wir arbeiten, sondern auch, wie viel. Manche gewinnen Zeit – andere verlieren Einkommen. Die Frage ist, wie wir beides ins Gleichgewicht bringen. Nur jeder fünfte Beschäftigte weltweit engagiert sich wirklich für seine Arbeit, so das Forschungsinstitut Gallup. Wenn KI Routineaufgaben übernimmt, könnte das Raum für mehr Sinn, Lernen und Kreativität schaffen – oder eine Leere hinterlassen, wenn Arbeit als Quelle von Identität und Gemeinschaft verloren geht.
Kreativität, Empathie und Verantwortungsbewusstsein gewinnen an Gewicht. Ökonominnen und Ökonomen sprechen von einer Neuverteilung der Arbeit: hin zu Tätigkeiten, die menschlich relevant sind, statt nur effizient. Und sie stellen neue Fragen: Wie entstehen Einkommen, wenn Maschinen Wissen erzeugen? Was bleibt der Beitrag des Menschen, wenn Muskelkraft und Routine an Bedeutung verlieren?
Die Macht der Plattformen
Die Infrastruktur der KI-Ökonomie wird von wenigen großen Plattformen geprägt, die Rechenleistung, Daten und Standards für Innovation liefern. Für viele Unternehmen bedeutet das: Ohne Zugang zu diesen Diensten gibt es keinen Zugang zu Fortschritt.

Ein wachsender Teil der Wertschöpfung verschiebt sich dorthin, wo die Infrastruktur kontrolliert wird – nicht dorthin, wo sie genutzt wird. Die Produktivität wächst global, doch Steuern, Renten und soziale Sicherungssysteme bleiben national organisiert. Staaten geraten damit in ein Dilemma: Sie verlieren Einnahmen, während gleichzeitig neue Formen sozialer Absicherung nötig werden.
Der Internationale Währungsfonds warnt: Wenn Wertschöpfung zunehmend digital und grenzüberschreitend wird, müssen Steuer- und Regelsysteme angepasst werden, um Fairness und Stabilität zu sichern.
KI verändert nicht nur die Arbeit – sie verändert, was Arbeit für uns bedeutet.
Neue Logik des Wohlstands
Trotz aller Risiken birgt KI enormes Potenzial. Sie kann Wohlstand steigern, Ressourcen effizienter nutzen und Menschen von Routinen befreien. Doch entscheidend wird, was wir mit der gewonnenen Zeit anfangen. Automatisierung kann Freiräume für Bildung, Care-Arbeit oder Klimaschutz schaffen. Oder sie kann Ungleichheiten vertiefen, wenn Gewinne nicht breit verteilt werden.
OpenAI-Mitgründer Sam Altman plädiert für neue gesellschaftliche Modelle: Er sieht im bedingungslosen Grundeinkommen einen möglichen Ausgleich für die enorme Produktivitätssteigerung durch KI. Doch wer soll das finanzieren? Vielleicht jene, die am meisten vom neuen Wohlstand profitieren. Die Frage ist nicht, ob KI den Wohlstand verändert – sondern ob sie ihn gerechter macht.
Chancen überwiegen die Risiken
Risiken
- Energie- und Datenhunger wachsen.
- Macht und Gewinne bündeln sich bei wenigen.
- Transparenz und Verantwortung hinken der Technik hinterher.
Chancen
- Daten helfen, Ressourcen effizienter zu nutzen.
- Produktivität steigt, Routinen fallen weg.
- Bildung wird individueller, Wissen zugänglicher.
- Innovation beschleunigt sich – von Medizin bis Materialforschung.

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