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Resilienz – Die Fähigkeit, an Krisen zu wachsen

Unvorhersehbares passiert, immer wieder, unaufhaltsam. Wieso aber meldet das eine Unternehmen in der Krise Insolvenz an, während der Konkurrent mit innovativen Lösungen in Serie geht? 

Reden wir doch mal über Resilienz. Oder über Physik, denn aus diesem Bereich stammt der Begriff: Materialien sind resilient, wenn sie so flexibel sind, dass sie nach extremen äusseren Einwirkungen wieder in ihre Ausgangsform zurückkehren (lat. resilire = «zurückspringen», «zurückprallen»). Diese Eigenschaft greift die Psychologie auf und überträgt sie auf das Individuum. Resilienz bei Menschen bedeutet, dass sie in Situationen grosser Belastung Widerstandskräfte freisetzen und psychisch gesund bleiben. Allerdings − und das ist das wirklich Interessante − geht es hier weniger um eine Rückkehr in den ursprünglichen Zustand als vielmehr um eine Anpassung an veränderte Verhältnisse. Resiliente Menschen gehen gestärkt aus Krisensituationen hervor, übernehmen (Selbst-)Verantwortung in der Gesellschaft und in ihren Jobs und sorgen damit auch dafür, dass der Staat seine ökonomischen und gesellschaftlichen Fürsorgepflichten wahrnehmen kann.

„Resilienz – in Situationen grosser Belastung Widerstandskräfte freisetzen und psychisch gesund bleiben.“

Nelson Mandela sass 27 Jahre im Gefängnis, bevor er vier Jahre später zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt wurde. Sicher ein extremes Beispiel für Resilienz. Aber wir alle müssen uns immer wieder Herausforderungen stellen. Und die Frage ist, wie wir stürmische Zeiten in unserem Privatleben, im Berufsleben oder sogar in unserem Land überstehen.

Biegen, ohne zu zerbrechen: Das Bambus-Prinzip®

Resilienz definiere die Fähigkeit des Menschen, über Beweglichkeit, Flexibilität, Elastizität und innere Spannkraft Belastungen im wahrsten Sinne des Wortes abzufedern, so Ella Gabriele Amann, Leiterin des internationalen Resilienz-Forums und der Resilienz- Stiftung in Berlin. Aus dieser Überlegung heraus hat sie eine Methodik entwickelt, die von der Natur inspiriert ist und erfolgreich angewendet wird: das Bambus-Prinzip®. Der Bambus ist eine Metapher, die eindrücklich zeigt, was Resilienz leisten kann: Flexibel, aber trotzdem fest verwurzelt, biegt er sich in stürmischen Zeiten, um danach wieder aufrecht weiterzuwachsen. «Ist der Mensch also flexibel und anpassungsfähig, kann er im Umgang mit Stress und Belastungen auf eine Vielzahl von Reaktionsweisen zurückgreifen und mit einer Krise selbstwirksamer  umgehen», so Ella Gabriele Amann. 

DER FELS IN DER BRANDUNG WAR GESTERN 

Aktive Resilienzförderung gewinnt immer mehr an Wichtigkeit, um alte Denkmuster oder starre Strukturen in Unternehmen  aufzubrechen. Und das ist auch gut so, denn Wandel und sich ständig verändernde Arbeitswelten und Anforderungen bringen den Menschen oft an seine Belastungsgrenzen.  Die Folgen sind nicht selten der psychische und physische Burn-out. So macht es tatsächlich Sinn, wenn man heute das in Krisenzeiten oft bemühte Bild vom «Fels in  der Brandung» für überholt hält. Ein Fels  kann dem Sturm nur seine Starrheit entgegensetzen. Übertragen auf den Menschen heisst das Verkrampfung und Blockierung, zum Beispiel für kreative Lösungswege. 

5 Resilienz-Strategien

  1. Defokussierung: Verlassen Sie den Tunnelblick – peilen Sie mehrere Lösungen an, so verliert auch das Problem seinen Schrecken.
  2. Optimismus: Programmieren Sie sich um. Füttern Sie ihr Gehirn mit Dingen, die gut laufen, und balancieren Sie so Negatives und Positives aus.
  3. Selbstwahrnehmung: Stöbern Sie in ihrer Vergangenheit. Erzählen Sie Geschichten über eigene «Heldentaten».
  4. Stärkung: Was sind Ihre Stärken? Wenn Sie es nicht wissen, fragen Sie FreundInnen, Familie oder die Partnerin/den Partner und entdecken Sie sich neu.
  5. Dankbarkeit: Das regelmässige Notieren von Dingen, für die Sie dankbar sind, hilft, mentale Gesundheit aufzubauen und stressgeschädigte Hirnbereiche zu «reparieren».