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Ärztin am Handgelenk

VIELE MENSCHEN NUTZEN FITNESS-TRACKER, um ihre Schritte zu zählen oder beim Sport ihren Puls zu messen. Die Chancen, die sich aus den gesammelten Daten ergeben, sind für uns persönlich, aber auch für das gesamte Gesundheitssystem riesig.

Smartwatches, Fitness-Tracker und Smartphones werden das Gesundheits­wesen revolutionieren. Darüber sind sich verschiedene Expertinnen und Ex­perten einig. Die sogenannte Wearable-Health-Technologie kann schwere Krankheiten wie Vorhofflimmern oder Parkinson viel früher erkennen als her­kömmliche Tests. Die Algorithmen dieser Geräte analysieren die täglich — und je nach Präferenz der Trägerin oder des Trägers auch nachts — erhobenen Daten, um Frühdiagnosen zu stellen oder maßgeschneiderte Behandlun­gen zu planen. Die weite Verbreitung der smarten Geräte hat das Potenzial, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken und gleichzeitig die Wirksam­keit von Behandlungen zu erhöhen. Es gibt allerdings noch offene Fragen hin­sichtlich des Datenschutzes sowie zu sozioökonomischen Ungleichheiten, denn nicht alle Menschen können sich ein Smartphone oder eine Smartwatch leisten. Auch sind die erhobenen Daten nicht immer vergleichbar und die Geräte nicht immer gleich genau.

Präziser Einblick in unseren Alltag

Wer einen Fitness-Tracker besitzt und ihn aktiv benutzt, prüft am Abend ver­mutlich die gemachten Schritte. Ein einfaches Incentive, um sich tagsüber immer wieder zu bewegen und viel­leicht lieber die Treppe statt den Lift zu nehmen — sofern das körperlich mög­lich ist.

Denn es ist unterdessen unumstrit­ten: Genügend Bewegung verringert das Risiko eines vorzeitigen Todes, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs. Eine neue Studie eines Konsortiums aus Forschenden aus verschiede­nen Teilen der Welt zeigt die Relevanz von Fitness-Trackern im Gesundheits­wesen und macht ein großes Problem bei der Diagnose deutlich: Wenn wir einer Ärztin oder einem Arzt erklären, wie unser Alltag aussieht und wie oft wir uns aktiv bewegen, stimmt das meist nicht mit der Realität überein. Waren wir beispielsweise eine Stunde im Fitness-Center, haben wir uns nicht eine Stunde lang bewegt, aber wir wür­den vermutlich der Ärztin bzw. dem Arzt angeben, dass wir eine Stunde Fitness gemacht haben. Wearables hin­gegen können diese Diskrepanz auflösen und unseren Alltag genauer wiedergeben.

Mit Fitness-Trackern können wir in ge­wissen Fällen genauere Daten für die Diagnose eines Leidens liefern, als dies während einer Konsultation bei der Ärztin bzw. beim Arzt der Fall wäre. In­dem sie Daten sammeln und analysie­ren, können Wearables Verhaltensmus­ter identifizieren und personalisierte Empfehlungen zur eigenen Bewegung, zur Ernährung oder zum Schlaf geben. Diese auf den einzelnen Menschen zu­geschnittenen Pläne sind effektiver und leichter zu befolgen als generelle Emp­fehlungen. Darüber hinaus sind Fitness-Tracker wegen ihrer Genauigkeit wich­tig für die Forschung. «Wearables haben großes Potenzial, um Leitlinien zu erstellen, wie viel und welche Art von Bewegung wir den Menschen im Alltag empfehlen», sagt Jason Gill, Professor für Cardiometabolic Health an der Uni­versität Glasgow

Soziale und technische Herausforderungen

Es gibt deutliche sozioökonomische Unterschiede im Besitz und bei der Nutzung von Fitness-Trackern, Smartwatches, aber auch Smartphones, welche in der Lage sind, Gesundheits­daten zu erheben. Menschen in niedri­geren sozioökonomischen Gruppen haben ein höheres Risiko für chronische Krankheiten und könnten am meisten von einem gesünderen Lebensstandard profitieren. Doch der Kauf dieser Geräte liegt oft außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, besteht darin, den Zu­gang zu diesen Geräten für Menschen in sozialen Gruppen mit niedrigem Ein­kommen zu erleichtern. Dies könnte mittels staatlicher Programme oder Sub­ventionen erreicht werden, um den Kauf von Wearables für diese Bevölkerungs­gruppen erschwinglicher zu machen.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass es keine Standardisierung von Geräten und Daten gibt und es so schwierig ist, Daten zu vergleichen. Con­sumer-Geräte wie Fitbit und Garmin arbeiten zudem mit proprietären Algo­rithmen, die für Wissenschaftler:innen und Behörden undurchsichtig sind.

Um diese Hürden zu nehmen, ist eine bessere Zusammenarbeit zwi­schen Forschung, Industrie, aber auch den Behörden erforderlich, um sicher­zustellen, dass Wearables effektiv in allen sozialen Schichten genutzt wer­den, um chronische Krankheiten zu diagnostizieren, zu behandeln und ihnen im besten Fall vorzubeugen. Denn letztlich geht es bei Wearable- Health-Technologien darum, die Ge­sundheit und das Wohlbefinden der gesamten Bevölkerung zu verbessern.

Die Globalance-Sicht

Wearables im Gesundheitsbereich stellen eine spannende Schnittstelle zwischen Technologie und Medizin dar. Sie bieten ein enormes Poten­zial für die individuelle Gesund­heitsüberwachung, präzise medizinische Forschung und eine effektivere Behandlung von Krankheiten. Die Heraus­forderungen in Bezug auf Datenschutz, Ethik und Zugäng­lichkeit erfordern jedoch sorgfältige Überlegungen und Innovationen.

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