News & Trends

Tesla-Koryphäe Ludwig Neer umkurvt kein Thema

Tesla – General Electric des 21. Jahrhunderts?

Wir blicken auf eine erfolgreiche Veranstaltung mit Ludwig Neer zurück und haben einen genaueren Blick auf diese spannende Firma und deren Zukunftsaussichten geworfen. Als kompetenten Referenten konnten wir Herrn Ludwig Neer, Gründer der FairShoring gGmbH und Tesla-Koryphäe der ersten Stunde, gewinnen.


Der Aktienkurs von Tesla hat sich im Jahr 2020 um 740 % erhöht. Ist das das Ende oder erst der Anfang einer längeren Erfolgsgeschichte?

Die Meinungen und Einschätzungen zu Tesla gehen weit auseinander und es lohnt sich, die Unternehmung und deren Strategie einmal genauer anzuschauen. Denn Tesla steht nicht nur für Elektromobilität – die Kompetenzen dieser Firma gehen weit über Elektromobile hinaus.


Ludwig Neer

Ludwig Neer ist Unternehmer, Investor und Gründer der FairShoring gGmbH sowie Mit-Gründer der CAS Software AG.


Die vielen spannenden Fragen der Teilnehmenden, welche während der Veranstaltung gestellt wurdeN, sollen nicht unbeantwortet bleiben, weshalb wir diese Hier zum Nachlesen für Sie zusammengestellt haben.


Q&A mit Ludwig Neer

Wie sieht es mit der Entsorgungskette von Tesla-Batterien aus? Thema langfristige Nachhaltigkeit…

Batterien dürfen nicht entsorgt werden. Wie gesetzlich geregelt, ist Tesla für Recycling verantwortlich und regelt es in jedem Land mit lokalen Dienstleistern schon seit 2011. In Deutschland mit Umicore. Das Problem ist heute noch eher theoretischer Natur, da die Autos noch zu jung sind und die Batterien länger halten als früher gedacht. Bei alten Fahrzeugen sinkt die Ladekapazität zwar um ca. zehn Prozent, sie müssen also auf langen Strecken etwas öfter laden. Langfristig wird es genauso sein wie heute mit Bleibatterien, es wird einen nahezu 100-prozentigen Recycling-Kreislauf geben. Tesla arbeitet seit 2018 daran, Recycling in die eigene Batterieproduktion zu integrieren. Glücklicherweise lassen sich die wertvollen Materialien zurückgewinnen. Einer der Tesla Mitgründer JB Straubel baut mit viel Aufwand eine Art umgekehrte Gigafactory, in der Batterien zurückgebaut werden, finanziert durch Amazon.

Das unternehmen ist technisch zweifellos stark. Besteht aber dennoch die Gefahr, dass, Tesla wie Betamax oder Xerox PARC verliert, weil Andere sich besser (schlauer) verkaufen?

Theoretisch ja, wäre aber kein Problem, solange die anderen auch nachhaltige Fahrzeuge herstellen. Dann wäre die Mission von Tesla auch erfolgreich. Ziel ist der Verbrennerausstieg.

Wie kommt es, dass Sie den neuen Superchip kostenfrei bekommen haben? Für normale Kunden kostet dies doch mehrere T€…

Alle Kunden, die FSD ( Full Self Driving) schon vorher gekauft haben, bekommen die neue Steckkarte mit dem Tesla Chip kostenfrei getauscht. Ich habe zugleich auch den Zentralcomputer auf 3.0 updaten lassen (1500€). Das fühlt sich jetzt an wie ein neues Auto.

Wo sehen Sie persönlich den Automobilmarkt in 20 Jahren?

In 20 Jahren sind 80 Prozent der Autos elektrisch, 80 Prozent der jungen Leute machen keinen Führerschein mehr, 80 Prozent der heutigen Hersteller gibt es nicht mehr, 80 Prozent der Autohändler gibt es nicht mehr, Direktvertrieb der Hersteller dominiert. Tesla betreibt 80 Prozent seiner Autos in Eigenregie als Robotaxi.

Einen Vorgeschmack sehen Sie hier:

Wie wird der überschüssige Strom aus den Eigenheimen in USA im Netzwerk verteilt – Über Leitungen? Sind die in das Netzwerk eingebundenen Objekte autonom in der Versorgung von Strom?

Ja, die Einspeisung erfolgt über die normalen Leitungen. Die Abrechnung ist aber sehr unterschiedlich je nach Versorger geregelt. Die Powerwalls können bei Stromausfällen komplett übernehmen. Das funktioniert recht gut, ich beziehe beispielsweise nur noch in Wintermonaten Strom aus dem Netz und im Sommer versorge ich meine Nachbarn in der Straße. Als Nächstes kommt Erdwärme mit Wärmepumpe für die Heizung.

Ich sehe Elektroautos als Zwischenschritt. Sind nicht Wasserstoff Fahrzeuge langfristig das Ziel?

Nein, warum sollte es überhaupt erstrebenswert sein?
Wasserstoff soll den Vorteil haben, dass man schneller tanken kann. In der Praxis ist es bei Elektroautos aber so, dass man 80-90 Prozent zu Hause lädt, dafür praktisch keine Zeit braucht. Das geht bei Wasserstoff natürlich nicht. In der Summe ist die Ladezeit sogar länger. Außerdem sind Wasserstoffautos auch komplette Elektroautos, nur die Batterie ist kleiner und der Strom wird unter der Haube von einem mitgeführten, in der Energiekette ausgesprochen ineffizienten Kraftwerk erzeugt.

Es ist sehr ineffizient, nur E-Fuel ist noch schlimmer:

Könnte, wie bei Google (Alphabet), bei Tesla auch eine Holding ENTstehen in der die verschiedene Firmen (Tesla, Spacex, Boring usw.) zusammenkommen?

Ja, theoretisch schon. Dagegen spricht, dass Starlink gerade IPO plant und Elon Musk eine schlanke, schnelle Organisation bevorzugt.

Die Fertigungszahlen steigen exponentiell. Wird die Nachfrage nach Tesla-Modellen auch entsprechend steigen?

Tesla hat traditionell am wenigsten Fahrzeuge auf dem Hof stehen in der Automobilindustrie, die Nachfrage ist permanent da.

Wenn die neuen Kostensenkungen und Model 2 dazu führen, dass Tesla günstiger wird als Benziner und günstiger als die anderen Elektroautos, dann spricht wenig gegen exponentielle Nachfrage. Es werden 100 Millionen Autos pro Jahr verkauft. Tesla möchte in zehn Jahren 20 Prozent Marktanteil haben, vergleichbar mit dem iPhone. Und Tesla ist das iPhone unter den Autos.

Wie stehen die Chancen, dass in absehbarer Zeit die Ladezeiten erträglich werden (kleiner 10 min.), die Gesamtenergiebilanz inkl. Herstellung und Entsorgung günstiger ist als bei Verbrennern und der Rohstoffeinsatz für die Batterien optimiert wird?

Gut – die neue Batteriegeneration von Tesla ab Ende 2021 in Plaid+ und in der Massenproduktion ab 2023 kann Ihrem Wunsch nahekommen – ca. 15 Minuten auf bis 80 Prozent. Die Energiebilanz auf die gesamte Laufzeit gerechnet ist jetzt schon viel günstiger, erst recht bei steigender Anteile Strom aus nachhaltigen Quellen. In der Praxis wird in den normalen Reisepausen geladen. Es mussten sogar Strafgebühren (1€ pro Minute) eingeführt werden, weil die Leute längere Pausen brauchen und ihr Auto die Ladesäule blockiert.

Befürchten sie keine politischen Regulierungen, Die das fortschriTtliche ökonomische Tesla-Modell zu stören? Antilobbytum!

Solange alle Hersteller Tesla nur kopieren und keine besseren Konzepte haben, wird es kaum möglich, sein Tesla auszubremsen, ohne dabei der eigenen Industrie zu schaden. Schon gar nicht, wenn Tesla lokale Fabriken baut. Also eher unwahrscheinlich, selbst in China funktioniert es recht unproblematisch.