Die deutsche Digitalisierungsministerin Dorothee Bär forderte vor nicht allzu langer Zeit Flugtaxis. Das Land bzw. das Netz lachte sich schlapp. Man solle doch lieber auf dem Boden der Tatsachen Politik machen, als in die Luft zu gehen. Aber ist die Idee von Flugtaxis & Co. wirklich so abgehoben?
1863 in London. Tausende von Kutschen, Pferde-Bussen und FußgängerInnen, die zur Arbeit strömen: eine Stadt vor dem Verkehrsinfarkt. Man beschließt, den Verkehr unter die Erde zu verlegen. „Eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes“, kommentiert die Presse. Die erste U-Bahn der Welt wird trotzdem gebaut. Heute verstopfen motorisierte Fahrzeuge die Städte. Und es wird nicht besser: Zwei Drittel aller Menschen sollen 2050 in Städten leben. Warum also nicht in die Luft gehen?
Emissionsfreie Senkrechtstarter
„Ein emissionsfreies, zuverlässig fliegendes Fahrzeug ist der nächste Schritt in der Entwicklung des Transportes“, glaubt Fred Reid, Chef von Zephyr Airworks. Cora, ein Flugzeugprototyp, der sich gerade in einem Dauertest in Christchurch auf Neuseeland beweisen soll, zeigt, was er kann: Mit 100 km/h kommt das unbemannte Flugmobil schon 100 Kilometer weit. Zugegeben: Das Testgebiet ist schmeichelhaft für die Firma, die zu Kitty Hawk, einem Unternehmen von Larry Page, dem Mitbegründer von Google, gehört. Der Luft Raum ist nahezu leer und die Regulierungswut der Behörden nicht besonders ausgeprägt. Ein Lufttüchtigkeitszeugnis von den neuseeländischen Behörden hat Cora jedenfalls schon bekommen.
Die Vision der fliegenden Mobilität ist so verlockend, wie es einst die Untergrundbahn war. Entwickler und Forscher sehen in der VTOL-Technologie großes Potenzial. Die wendigen Flieger könnten den kollabierenden Verkehr in den Städten entlasten und Mobilitätslücken auf dem Land schliessen. Durch die senkrechten Start- und Landemöglichkeiten können Häuserdächer zu Stationen werden. Sauber, leise, schnell und ganz ohne fossile Brennstoffe. Autonom fliegend, einer breiten Klientel zugänglich – daran arbeiten weltweit eine Menge vorausschauender Unternehmen: Uberair mit rund 70 starken Partnern, Volocopter und Lilium aus Deutschland, Ehang aus China oder PAL-V, ein fliegendes Auto-Flugmodell aus Holland.
Jetzt muss nur noch die Politik die Steuerung von rechtlicher Grundlage und verlässlicher Infrastruktur übernehmen. Die Flugtaxis stehen schon bereit.
GLOBALANCE FOOTPRINT
Bevor Drohnen ein fester Bestandteil unserer Mobilitätswelt werden, sind noch zahlreiche technische, rechtliche, wirtschaftliche und psychologische Hürden zu überfliegen.
Eine vorläufige Bilanz: Drohnen schneiden bei den direkten Emissionen Lärm und Energie sowie bei der Infrastruktur dort besser ab, wo sie ineffiziente, bestehende Verkehrsträger ersetzen (z. B. Lastwagen für leichtgewichtige Waren oder Helikopter für Filmaufnahmen). Ihr großes positives Potenzial entfalten Drohnen bei neuen, indirekten Anwendungen in Landwirtschaft und Wissenschaft oder beim Infrastrukturmonitoring. Drohnen sind stabiler und daher sicherer als Helikopter. Problematisch wäre es, wenn Drohnen zu stark wachsendem Konsum von (Personen-) Mobilität und damit größerer Umweltbelastung führen würden.